Ein interstellares Traumbesäufnis: Der „Uhudler Dudler“ von Roland Neuwirth und den Extremschrammeln (1994)

Roland Josef Leopold Neuwirth und die Extremschrammeln

Uhudler Dudler

Gestern tramt ma ehrlich,						1
Ein UFO groß und gfehrlich,
Is mitten in da Zeillergassn gland't.
Steigt aus ein grünes Manderl,
Und wachelt mit sein Handerl,						5
Und sagt: Heast Freind, i wirr da scho zwa Lichtjoahr ummanaund.
In unsera Galaxis, da föhlt uns hoid die Praxis,
Da wochst ka guades Tröpferl weit und breit.
Mei Durscht is mehr ois riesig,
I gib ka Rua, jetzt bis ich,						10
Ein Weinderl gfunden hob,
Noch dera trock'nen Zeit.
Da sog i glei:
Des siech i ei.
Hupf eine in dei Untertatserl,						15
Sauf ma auf an Wein.

Grüner Veltliner,
Gewürztraminer,
Oder a oida Riesling, a koida,
Und hinterdrau a, a Pinot Blanc a,					20
A Muskat Ottonel, den lass ma a net steh'.
Ein nicht zu süßer, ein Portugieser,
A Zweigelt no und a Roter Burgunder,
Und zum Schluß a Driewastrahra,
Der muaß a no her,							25
A Achterl Uhudler, sonst weiß ich leider,
Kein Weinderl mehr.
An Dudler für an Uhudler,
Wia dudeln ollas leer.
Ein Uhudler, was will der Mensch noch mehr.				30

Des Manderl, des schitt eine,
Die ganze guaten Weine.
Die Leit, die glaubm, sie spinnan und sie brülln
Mia seng normalerweise,
Im Vollrausch weiße Meise,						35
Jetzt seng ma goa scho Marsmenschen und de san grün.
Um zwöfe war'n wia praktisch,
Schon sehr intergalaktisch,
Quasi sternhoglvoi zuagschitt, olle zwa.
Da sogt des Manderl: Nicht woa,						40
Wia seng uns in zwa Lichtjoa,
Wann i dann lang gnua niacht woa,
Oba jetzt baba.
Und zischt davo,
Mit an Hallo.								45
Rasiert dabei zwa Rauchfäng ob
Und is a Punkt nua no.

Grüner Veltliner […]

     [Roland Josef Leopold Neuwirth und die Extremschrammeln: Essig & Öl. WEA 1994.]

Im Grunde habe ich mir dieses Lied für eine Besprechung ausgesucht, weil darin ein UFO vorkommt. Diese in aller Regel CO2-neutralen und damit dem politischen Mainstream entsprechenden Fahrzeuge stehen nämlich seit ein paar Wochen im Zentrum des globalen öffentlichen Interesses und müssen demzufolge auch in diesem Blog, das mindestens einen Finger immer am Puls der Zeit hat, ihren Niederschlag finden. Ich will nicht lange darüber spekulieren, wer oder was die aktuelle Faszination am interstellaren Reisen ausgelöst hat und warum das so ist: War es Elon Musk mit seiner Firma SpaceX, seinem Starlink-Projekt und seiner Idee einer Kolonisierung des Mars, war es die Star-Investorin Cathie Wood mit ihrem Gespür für disruptive Technologien, die 2021 ihr Portefeuille um den Sektor Raumfahrt erweitert hat, oder doch der kürzlich am Freaky Friday vorgelegte UFO-Bericht des Pentagons? Wie auch immer: als ich auf Roland Neuwirths gekonnt gedudeltes Uhudler-UFO gestoßen bin, begriff ich spontan, dass das kein Zufall sein konnte, sondern ein Wink des Schicksals.

Nun will ich um den mittelkleinen Schönheitsfehler, dass Neuwirths UFO nur ein geträumtes ist, nicht lange herumreden. Das ist – da sind sich alle UFO-Forscher einig – ganz klar ein Mangel unseres Textes. Ein Mangel an Mut zunächst gegenüber den mächtigen Traditionen und ungeschriebenen Gesetzen des Wiener Liedes, die UFOS weder kennen noch ästhetisch goutieren, ferner ein Mangel an Vertrauen in die Kraft der eigenen poetischen Imagination, die doch eigentlich in der Lage sein sollte, einem angedudelten Heurigen-Publikum interstellare Horizonte plausibel aufscheinen zu lassen. Besagter Schönheitsfehler würde als solcher vielleicht gar nicht auffallen, gäbe es nicht einschlägige Vorläufer im populären Liedgut, die UFOS als leibhaftige Entitäten außerhalb eines wie auch immer gemodelten Metaverses überzeugend beglaubigt haben. Exemplarisch erinnere ich nur an die von Wolle Kriwanek berichtete unheimliche Begegnung der schwäbischen Art („Guck guck i han a Ufo gsäha“), an den durchs All düsenden Liebesboten Codo (Interpretation hier) oder an den Fernreisenden Gerhard Gösebrecht.

Wurde mein Interesse an diesem Lied also anfänglich durch das UFO geweckt und durch den ,Sound‘ der Gesangsstimmen befeuert, richtete es sich doch bald auf die mir bislang unbekannten Titel-Stichwörter „Uhudler“ und „Dudler“, deren Erkundung mir ein lehrreiches Vergnügen verschafft hat, an dem ich nachfolgend die geschätzte Leserschaft teilhaben lassen möchte.      

Bei Dialektliedern sind am Anfang der Annäherung ja immer ein paar Ausdrücke zu klären, die man – als Milieu-Fremder – selber entweder gar nicht oder vielleicht hinsichtlich gewisser Nebenbedeutungen nicht richtig versteht bzw. bei denen man den geheimen Verdacht hegt, dass sie nicht jedem Menschen der geographisch weit gestreuten Leserschaft dieses Blogs geläufig sind. Bei vorliegendem ,Wiener Lied‘ (Nein, das ist jetzt kein Austropop, obwohl es in einem österreichischen Dialekt gesungen wird und Drogen thematisiert!) scheint mir die sprachliche Hürde für ,Reichsdeutsche‘ im Großen und Ganzen nicht allzu hoch, aber da täuscht man sich als südlich des Weißwurstäquators Geborener mit zusätzlichen, lebensgeschichtlich gewachsenen Verbindungen zum austriakischen Kulturkreis (durch Bergsteigerei, Sympathien für Nestroy und die Faszination für  Kaffeehäuser) leicht einmal gewaltig.

Allerdings enthält schon der Titel zwei Wörter, deren Bedeutung vielen Deutschen unbekannt sein dürfte. Zum „Uhudler“, einer burgenländischen Weinspezialität, zu der später noch mehr zu sagen sein wird, gibt es nicht einmal ein Stichwort in meinem Duden (23. Aufl.), zum „Dudler“ wohl schon, aber ohne Erläuterung der Bedeutung. Im Moment mag es hinreichen, auf den Doppelsinn letzteren Ausdrucks im Wienerischen hinzuweisen, der sich einerseits auf ein dem alpenländischen Jodeln verwandtes Element und Genre der Wiener Sangeskultur bezieht, das 2010 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes Österreichs im Sinne der UNESCO aufgenommen worden ist, andererseits auf einen zünftigen Zechbruder, den man auch als ,Pichler‘, ,Süffel‘, Sumpfhuhn‘, ,Schluckspecht‘ oder ,Schnapsnase‘ zu bezeichnen pflegt.    

Vers 3 erwähnt die Zeillergasse als beliebte Haltebucht für Spacetaxis. Nachforschungen mit Hilfe eines Wiener Stadtplans führten mich schnell zur genaueren Lokalisierung dieser unweit der ,Vater-unser-Garage‘ (Pfarrkirche St. Joseph, Sandleiten) gelegenen, nach dem Juristen und Hofrat Franz Alois Edler von Zeiller (1751-1828), benannten Straße westlich des Mistplatzes (hochdeutsch: Recyclinghofs) Hernals, was m.E. für den Kontext des Liedes in mehrfacher Hinsicht Sinn macht, führt sie doch in ihrem Verlauf durstige Zweibeiner aus den zentralstädtischen Bezirken (bzw. von der Bahnstation Hernals) in die nordwestlichen Hügel- und Rebenbezirke der Donaumetropole und darüber hinaus auch gleich in eines der klassischen Zentren Wiener Liedguts (vgl. In einem kleinen Café in Hernals), nämlich das ehedem dem Weinbau innigst verbundene Örtchen Hernals. Dass die Friedhöfe von Hernals und Dornbach in der Nähe dieser Gasse liegen, ist nicht nur praktisch, falls bei UFO-Landungen einmal etwas schief gehen sollte, sondern auch eine atmosphärische Notwendigkeit, gehört Gevatter Tod zur rechten Wiener Gemütlichkeit doch unbedingt dazu!

Letztlich liegt die Zeillergasse auch noch ziemlich mittig zwischen den beiden Stadtteilen Hernals und Ottakring, in denen sich das Dudeln, jetzt musikalisch verstanden, einstens entwickelt hat, wie die einschlägige Laudatio der Österreichischen UNESCO-Kommission explizit festhält.

Das nächste und m.E. auch schon letzte ,schwierige‘ Wort findet sich in Zeile 24, der „Driewastrahra“ (wörtlich: Drüberstreuer). Die Rede ist hier von der Funktion des Uhudlers als ,Pfüatigottachterl‘ – hochdeutsch: ,Absacker‘ – das bei Anbruch der Sperrstunde bestellt oder dann getrunken wird, wenn man klugerweise mit dem Trinken aufhört, weil ,mit aller Gewalt nicht mehr in einen hineingeht‘. (Hier zitiere ich eine ebenso goldene wie eiserne Weintrinker-Regel aus meiner pfälzischen Heimat, die aber durchaus auch beim Genuss auswärtiger, sprich: österreichischer Sorgenbrecher mit Gewinn beherzigt werden darf!) Den schönen Ausdruck ,Pfütigottachterl‘, den ich noch nicht gekannt habe, verdanke ich übrigens einem österreichischen Gewährsmann, dem ich bei dieser Gelegenheit noch einmal öffentlich meine Reverenz erweise!

Nach diesen einleitenden Klärungen können wir den zur Rede stehenden Vorgang leicht nachvollziehen. Vers 1 erklärt alles nachfolgend berichtete als Traum, was mich – wie oben ausgeführt – ein wenig enttäuscht hat. So hätte ich mir von Herzen gewünscht, dass ein grünes Manderl von seinem Himmelsritt einen interstellaren „Durscht“ importiert und damit der europäischen Weinwirtschaft eine dauerhafte Hochkonjunktur verschafft hätte. Aber um den Traum kommen wir nicht herum, der Sänger lässt daran keinen Zweifel. So landet also ein bloß geträumtes UFO in einer geträumten Wiener Straße, ein geträumtes Männchen schifft aus und haut den nächstbesten Passanten an. Wie es der Zufall will, ist es unser Sänger, dem es sein drängendes Begehr offenbart, das sich nach zweilichtjähriger Irrfahrt durch interstellare Trockenräume zu dem plausiblen Wunsch verdichtet hat, möglichst rasch ein Weinderl zu verkasematuckeln. (Das letzte Wort muss nun vielleicht zur Abwechslung einmal den Wienern verdolmetscht werden: Ich denke, dass ,tschechern‘ so in etwa den Sinn treffen dürfte.) Auch dem Angesprochenen erscheint dieser Wunsch nachvollziehbar: „Da sog i glei, / Des siech i ei.“ Er ergreift spontan das Kommando – „Hupf eine in dei Untertatserl“ – und sofort geht’s los mit der Weinverkostung: „Grüner Veltliner, / Gewürtztraminer […]“ usw. usw.

Dem weder träumenden noch aus einer Weinverkostung entflohenen Kommentator kann nicht verborgen bleiben, dass zwischen dem – vermutlich gemeinsamen – Betreten der Untertasse und dem Auftischen diverser edler Tropfen gewisse narrative Passagen ausgefallen sind, über die man jetzt lange spekulieren könnte, wenn man nicht um die Lizenzen von Traumwelten bezüglich raumzeitlicher Abläufe wüsste. So unterstellen wir einfach, dass Sprecher und grünes Manderl mit ihrem Lufttaxi zu einem ansprechenden Wiener Beisl oder Heurigenlokal gedüst sind, dort auch schwuppdiwupp einen Gratis-Parkplatz sowie einen freien Tisch gefunden haben und sich nun ohne weitere Fisematenten (für Wiener: ohne Remassuri, bedeutet zwar etwas anderes, ist aber auch ein schönes Wort!) den edlen Tropfen des Hauses zuwenden können, als da sind:

Grüner Veltliner: Österreichische Nationalsorte, auch als Weißgipfler oder (früher als) Grüner Muskateller bekannt; hauptsächlich in Niederösterreich beheimatet und dort schon für das 16. Jahrhundert nachgewiesen. Die Sorte liefert gute Erträge und besticht bei angemessenem Ausbau durch ihre erstaunliche Gaumenfrische. (Österreichische Anbaufläche 2015: 14372 ha, zum Vergleich: Deutschland 24 ha, Südtirol 27 ha.)

Gewürztraminer: Sehr alte, gleichwohl hinsichtlich des Terroirs sehr anspruchsvolle Weißweinsorte mit ungeklärtem Ursprung. Der Name stammt aus Tramin (Südtirol, dort schon im 11. Jh. nachweisbar). Die Beeren dieser mutationsfreudigen Traube changieren zwischen gelblichen und rötlichen Tönen, aus denen viele Wein-Varianten erzeugt werden, wofür es zahlreiche Lokalbezeichnungen gibt. Der Gewürztraminer ergibt schwere, aromastarke Weine, gelegentlich mit Rosenduft-, in anderen Fällen mit Litschi-, Marzipan- oder auch Bitterorange-Akzenten. (Rebfläche in Österreich: 700 ha; zum Vergleich: Deutschland 936 ha, Elsass 3036 ha.)

Alter Riesling, „a koida“, also gut gekühlt: Sog. ,König der Weißweine‘, zu dem hier allenfalls anzumerken ist, dass er in der Wachau neben dem Grünen Veltliner die beliebteste Weißweinsorte darstellt. Das Attribut „alt“ könnte sich auf den Jahrgang beziehen, aber auch auf eine späte Lese, die dem Tröpfchen die Qualität höchster Reife bescheren würde. Über das „gut gekühlt“ ließe sich so manches erzählen, was hier aber zu weit führen würde. Bleiben wir der Einfachheit halber bei der alten Faustregel: je besser der Riesling, umso wärmer darf er sein. Vermutlich bietet das Heurigen-Beisel jetzt aber nicht die ganz großen Gewächse – da sollte man sich mit 8 Grad vor dem grünen Männchen nicht blamieren! Merke: „Wein kaltstellen ist auch irgendwie kochen!“

Pinot Blanc: Mutation des Grauen Burgunders, auch als ,Weißburgunder‘ bekannt; wird in Österreich auf gut 4% der Anbaufläche kultiviert. Da man diesen relativ dezenten Wein gerne zum Verschnitt verwendet, sind unsere durstigen Freunde sicher gut beraten, ihren Parforceritt durch die österreichische Rebenlandschaft mit Pinot Blanc abzufedern.

Muskat Ottonel: Früh reifende Weißweinsorte französischen Ursprungs mit stark wechselnden Erträgen; 1839 aus einer Kreuzung zwischen der uralten Traubensorte Gutedel und der englischen Rebe Ingram’s Muscat hervorgebracht. Mild schmeckend, vergleichsweise niedriger Alkoholgehalt, bei Spitzenprodukten feine Citrusnoten.  (Österreichische Rebfläche: 359 ha; zum Vergleich: Deutschland 12 ha, Rumänien 3641 ha.)

(Blauer) Portugieser: Hier vermutlich in halbtrockener Variante konsumiert – weich, vollmundig, fruchtbetont. Schade, dass sich unsere Protagonisten nicht dazu durchringen konnten, sich ein schönes Wildgericht dazu zu bestellen. Da alles sowieso im Traum passiert, hätte das mit dem Hasenbraten sicher geklappt!

Klar, dass am Zweigelt kein Weg vorbeiführen konnte, ist diese Neuzüchtung (1922) aus St. Laurent und Blaufränkisch inzwischen doch Österreichs am weitesten verbreitete Rotweinsorte.

Roter Burgunder: Referiert vermutlich auf eine Flüssigkeit, die in Österreich zumeist Blauburgunder, Blauer Spätburgunder oder schlicht Pinot Noir genannt wird, auf ca. 600 ha Fläche kultiviert wird (= 1,3 % der Gesamt-Weinbaufläche), die aber trotz gewisser Herausforderungen an Standorte und Kellerkompetenzen der Winzer im Kommen ist.

Als Absacker zum Schluss: Uhudler, vielleicht klugerweise lediglich in homöopathischer Dosis, weil beim Verzehr dieser Sorte immer die Gefahr im Raum steht, am nächsten Tag wie ein Uhu dreinzuschauen. So jedenfalls erklärt die Überlieferung den Namen dieses Cuvées aus diversen Ur-Rebsorten, mit der das Südburgenland – noch! – die Gaumen sehr spezieller Kenner erfreut.  Seine Geschichte geht bis in die Zeit der Reblaus-Krise des europäischen Weinbaus um 1860 zurück. Die Winzer reagierten seinerzeit, indem sie amerikanische reblausresistente mit traditionellen europäischen Sorten kreuzten, wobei zunächst in Kauf zu nehmen war, dass die sog. ,Direktträgerweine‘ ziemlich komisch schmeckten und ihnen zudem noch der Ruf anhaftete, wegen eines höheren Methanolgehalts gesundheitsschädlich zu sein. Anfang des 20. Jahrhunderts führte man dann das auch heute noch gebräuchliche Veredelungsverfahren ein, bei dem auf eine resistente Amerikanerrebe eine fruchttragende Europäerrebe aufgepfropft wurde.

Seit den späten 1930er Jahren kam es immer wieder zu zeitweisen Verboten bzw. unterschiedlichen Einschränkungen der Herstellung und Vermarktung des Uhudlers. Es würde hier zu weit führen, den spannenden Kampf pro und contra des Uhudlers nachzuerzählen, bei dem in den letzten Jahren insbesondere burgenländische Interessen und EU-Weingesetze kollidieren. Momentan darf das Getränk nach einem vorläufigen, bis 2030 geltenden Beschluss in 25 südburgenländischen Gemeinden verkauft werden. Wer tiefer in diese Materie eindringen möchte, sei auf die Homepage eines einschlägigen Freundeskreises verwiesen

Wie beim Uhudler handelt es sich auch beim Dudler um ein traditionelles österreichisches Kulturgut, allerdings um ein deutlich weniger existenzbedrohtes. Ganz im Gegenteil – wurde dem Wiener Dudler doch 2010durch seine Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich gewissermaßen Unsterblichkeit garantiert! Nur sehr ignorante Zeitgenossen, die m.E. absolut zu Recht als ,Piefkes‘ bezeichnet werden sollten, ganz gleich, ob sie einen deutschen, chinesischen oder auch österreichischen Pass mit sich herumtragen, würden den Wiener Dudler als Jodler bezeichnen und den Hirtenrufen von Gebirglern (,Almschroa‘) gleichsetzen, die damit über mehrere Talzüge hinweg verirrte Paarhufer auf die richtige Weide zurückführen.

Würdigen wir also den Dudler als urbanes Musikgenre, das seinen Platz in geschlossenen Räumen (z.B. Heurigen-Lokalen) hat und entsprechend weich intoniert wird, in der Regel von verschiedenen Instrumenten begleitet wird, auch mehrstimmig gesungen werden kann, über eine lange Geschichte bis tief ins 19. Jahrhundert hinein verfügt und sich in seinen virtuosen Varianten dem Koloraturgesang einer Opernarie annähert. Ausführlich befassen sich mit dem Dudler Fritz und Kretschmer in ihrer Abhandlung über die Musikgeschichte Wiens (vgl. S. 179 ff). An anderen Stellen werden in diesem Werk auch die engen Beziehungen zwischen Wiener Liedern und österreichischer Weinkultur erörtert und die Versuche der letzten Jahre geschildert, dem ein wenig verstaubten Genre durch Anleihen bei Jazz-, Blues- und Rock-Musik sowie satirisch-ironische Texte neue Impulse zu geben. Der Autor, Komponist, Sänger und Gitarrist Roland Neuwirth hat sich auf diesem Feld besonders hervorgetan, zumeist unterstützt von seinen ,Extremschrammeln‘ (Doris Windhager: Überstimme, Manfred Kammerhofer: Geige, Bernie Mallinger: Geige, Michael Radanovics: Geige, Marko Živadinović: Knopfharmonika).

Der Uhudler Dudler gilt heute als Klassiker des Neuen Wiener Liedes.

Hans-Peter Ecker, Bamberg

Literatur:

Elisabeth Th. Fritz und Helmut Kretschmer (Hg.): Wien. Musikgeschichte. Teil I: Volksmusik und Wienerlied. Wien 2006.

Homepage des Vereins der Freunde des Uhudler: http://www.uhudlerverein.at/

Interview mit Roland Neuwirth in der Kronen Zeitung vom 22.06.2020

Sandleiten. In: Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie.

Uhudler: Kurioser Wein aus Österreich, in: Weinfreunde Magazin (08.10.2020).

Körperlichkeit und Konsumgenuss in Adaptionen von Luthers „Erhalt uns Herr, bey Deinem Wort“

Luthers Version [gesamter Text und Interpretation hier]:
 
Erhol uns Here by dunem Wordt,
unde stüre des Pawest und Türcken mordt
De Ihesum Christum dynen Son
Störtzen wollen van dynem thron.

[...]

Evangelisches Gesangbuch:

Erhalt uns Herr, bei deinem Wort
und steure deiner Feinde Mord,
die Jesus Christus, deinen Sohn,
wollen stürzen von deinem Thron

[...]

Adaption 1:

Erhalt uns Herr bey Deiner Wurst,
Nach gutem Wein uns allzeit Durst,
Den trinken wir uns seyns guths muths,
Sauffen, fressen und thun nichts guts

Adaption 2:

Erhalt uns Herr bey Deiner Wurst,
Sechs Maß die löschen einem den Durst,
Den trinken wir uns seyns guths muths,
Sauffen, fressen und thun nichts guts

Das 1541 von Luther veröffentlichte Lied Erhalt uns Herr, bei deinem Wort, welches in seiner Originalfassung an anderer Stelle in diesem Blog diskutiert wird, hat eine vielschichtige Geschichte. Seine Rezeption im sechzehnten Jahrhundert und darüber hinaus zeigt wie ein Lied immer wieder re-kontextualisiert wurde. Die Aggressivität des Liedes („stüre des Pawest und Türcken mordt“) führte dazu, dass es sowohl von Lutheranern als auch von Katholiken textlich stark variiert wurde. So schrieb beispielsweise der katholische Bautzner Domdekan Johann Leisentrit das Lied in seinem Gesangbuch Geystliche Lieder und Psalmen als „Bey Deiner Kirch, Erhalt uns Herr“ um und ersetzte Angriffe gegen Papst und Türken mit Formulierungen wie „Ein Lied gegen Ketzer und Türck“. Auch im modernen evangelischen Gesangbuch wurden eben jene Zeilen durch das neutralere „und steure deiner Feinde Mord“ ersetzt.

Die hier diskutierten Varianten scheinen zunächst weniger auf theologische Fragestellungen abzuzielen als andere Adaptionen. Sie entstammen dem Buch des Pfarrers und Liederdichters Peter Busch (1682-1744) Ausführliche Historie und Verteidigung des allgemeinen evangelischen Kirchenliedes: Erhalt uns Herr bey deinem Wort aus dem Jahr 1735. Im zehnten Kapitel „Von allerhand Parodien auf dieses Lied“ befinden sich auch die oben zitierten Varianten. Dazu wird beschrieben: „Was einige Päbstliche Lehrer für saubere Parodien gemacht, haben sie zu unterschiedenen mahlen, wiewohl zu ihrer eigenen Schande publiciret“, veröffentlicht wurde die erste Version von einem „Kind der Finsternis“ im Jahre 1656. Die zweite Version, welche lediglich den Weingenuss mit dem Bierkonsum vertauscht, stammt von dem Jesuiten Conrad Andreae, auch Vetter genannt, und wird nicht näher datiert. Obwohl die zwei Varianten des Liedes also von Busch auf das siebzehnte Jahrhundert datiert werden, ist es durchaus wahrscheinlich, dass Varianten wie die obenstehenden schon früher kursierten (laut Wikipedia 1586). Volkstümliche, oft auch vulgäre, Varianten von Kirchenliedern gab es schließlich bereits im Mittelalter.

Die vielleicht interessanteste Beschreibung in dem ungefähr zwei Seiten langen Eintrag zu diesen beiden Varianten des Lutherliedes ist es wert, in ganzer Länge zitiert zu werden. Sie behandelt die Anschuldigungen der Katholiken, die die Jesuiten und andere zur Umdichtung des Liedes bewogen haben:

Weil die Lutherische-Handwercks-Pursche vielfältig vermercket, was ihr lieber Luther für ein guter Collatur-Gesell, ein so feister Doctor, ein so dürftiger Prophet, und dass man mit Essen und Trinken eben so wohl ja besser als mit dem päpstlichen Fasten und Beten könne gen himmel kommen haben sie traun diese evangelische freyheit bald ergriffen […]

Mit dieser Einschätzung des Luthertums als einer Religion der Fleischlichkeit berichtet Busch von einer Eigenschaft lutherischer Theologie, die auch Historikerinnen und Historiker spätestens seit Judith Butlers Betonung der Wichtigkeit des Körpers beschäftigt.

So hat Lyndal Roper in einem Aufsatz gezeigt, wie sehr sich die Körperlichkeit Luthers auch auf seine Theologie auswirkte (siehe Bibliographie). Während die Katholiken (zumindest theoretisch) das Fasten als heilsbringend empfanden, sah Luther Speis und Trank, ebenso wie Sex, als Geschenke Gottes. Dementsprechend galt es diese zu genießen und nicht zu verteufeln. Vergleicht man die berühmten Darstellungen Lucas Cranachs von Martin Luther vor und nach seiner Abkehr vom Katholizismus ist der Kontrast stark sichtbar: als asketischer Mönch und danach als „feister“ Doktor. Martin Luther war nicht nur charakterlich eine Größe, sondern auch rein körperlich mehr als stattlich.

Auf dieser Betonung der Körperlichkeit fußte die Kritik der Katholiken, aber auch anderer religiöser Strömungen, dass das Luthertum zu sittlichem Verfall führe. Der Görlitzer Chronist Johannes Hass beispielsweise schreibt, dass ehemals rechtgläubige Katholiken durch Luthers Lehren „vom Teufel und vom Fleisch gestochen“ wurden, weil Luther die „fleyschliche Freyheit“ propagierte. Neben Essen und Trinken, das im vorliegenden Text thematisiert wird, sahen die Katholiken den moralischen Verfall auch in sexueller Hinsicht: Nonnen, Mönche und Priester konnten nun in neu gefundenen Ehen ihre Sexualität offener ausleben als zuvor. Möglicherweise könnte der Verweis auf die Wurst in der ersten Zeile der hier besprochenen Adaption auch eine sexuelle Anspielung sein. „Ey pfhue Dich“ kommentiert der katholische Chronist Hass diese lutherisch-moralischen Versäumnisse. Verschwiegen wird dabei, dass auch vielen Mönchen Fettleibigkeit und Wolllust vorgeworfen wurde. Das altbekannte Klischee des geilen Mönches mit der Wampe, das sich bis heute hartnäckig hält, wurde nun auf Martin Luther und die Lutheraner umgemünzt.

Doch kehren wir zu dem vorliegenden Text und dem darin beschriebenen Konsum zurück. Als Kritik an dem lutherischen Kampflied Erhalt uns Herr, bey Deinem Wort ist der von Katholiken umgedichtete Text durchaus effektiv. Er kritisiert gleichzeitig die Körperlichkeit der lutherischen Theologie und ist durch seine einfache Form und humoristische Auslegung sehr eingänglich. Wahrscheinlich war das Zielpublikum für solch eine Umdichtung, ähnlich wie dies bei Flugschriften der Fall war, breit gefächert: Handwerker in den Gassen, Frauen im häuslichen Raum und Kinder beim Spielen konnten den Text verstehen und somit auch singen. Das Lied ist ebenfalls als Trinklied in einem der vielen früh-neuzeitlichen Gasthäuser denkbar. Es wäre aber zu simplifizierend zu attestieren, dass solche Adaptionen nur von den „einfachen Leuten“ gesungen worden seien. Es ist durchaus auch möglich, dass beispielsweise die städtischen Eliten und nicht nur „die einfachen Leute“ das Lied sangen. Schließlich besuchten auch Bürgermeister und Ratsmänner Wirtshäuser. Es ist sogar denkbar, dass es von Katholiken, die in lutherische Gottesdienste gehen mussten, gesungen wurde, während der Rest der lutherischen Gemeinde die Originalversion sang. Da Erhalt und Herr, bey Deinem Wort ein häufig nachgedrucktes, rezipiertes und somit wohl auch gesungenes Lied war, war die Melodie sicherlich vielerorts bekannt. Auch dies machte eine katholische Kritik des Luthertums auf diese Art und Weise so attraktiv.

Die Umdichtung von „Wort“ zu „Wurst“ im ersten Vers ist ein schönes Sprachspiel, das einmal mehr eine Verbindung zwischen humoristischer Alltagskultur und theologischen Auseinandersetzungen herstellt. Durch einen kleinen phonetischen Unterschied wird das Lutherlied bereits ad absurdum geführt. Gleichzeitig kann der Vers auch als eine Anspielung auf das Froschauer Wurstessen verstanden werden. Ähnlich historisch verklärt wie Luthers Thesenanschlag ist dieser Konsum von Würsten während der Fastenzeit in Zürich im Jahr 1522 (siehe dazu auch Huldrich Zwinglis Predigt Von Erkiesen und Fryheit der Spysen). Dieser öffentliche Bruch mit der katholischen Kirche durch den Konsum eines Lebensmittels wird in dem Lied thematisiert und, so Busch, signalisierte den Zeitgenossen, dass vieles beim evangelischen Glauben sich um Freiheiten des Fleisches drehte.

Die Verbindungen zwischen Theologie und Esskultur werden ebenfalls im nächsten Vers von Version eins des Liedes thematisiert: „Nach gutem Wein uns allzeit Durst“ ist auch eine Anspielung auf die lutherische Praxis des Laienkelchs. In der katholischen Kirche war es Geistlichen vorbehalten, das gewandelte Blut Christi während des Abendmahls zu trinken. Im Luthertum hingegen durften auch Laien an diesem wichtigen kirchlichen Ritual teilnehmen. Diese als Kommunion in beiderlei Gestalt oder communion sub utraque bekannte Form des Abendmahls war besonders in der Frühen Neuzeit ein wichtiges Zeichen der religiösen Zugehörigkeit. Besonders die Betonung, dass es das Sprecher-Ich, das in dieser Lesart einen Lutheraner darstellen soll, „allzeit“ nach Wein gelüstet, führt die Theologie der Kommunion in beiderlei Gestalt ad absurdum, weil nun nicht mehr das Gedenken an den Tod Christi im Vordergrund steht, sondern stattdessen nur noch der Konsum des Weins und der damit einhergehende Rausch.

In Variante zwei des Liedes wird auf ähnliche Art und Weise der Exzess thematisiert: Nicht weniger als „sechs Maß“ Bier löschen den Durst. Hier ist die Verbindung zur Theologie etwas schwieriger, ist Bier doch kein Getränk, das in Gottesdiensten konsumiert wird. Es ist auch unwahrscheinlich, dass die katholischen Dichter des Liedes auf die ebenfalls katholischen Mönche anspielen wollten, die traditionell mit Bierbrauen in Verbindung gebracht werden. Stattdessen ist eine andere Lesart möglich: Der Bierkonsum kann als Zeichen der „einfachen Leute“ verstanden werden, die „Lutherische[n]-Handwercks-Pursche[n]“ in Buschs Erklärung. In dieser Lesart würde der exzessive Weinkonsum der Oberschicht vorbehalten sein und die sechs Maß Bier dem Karsthans. Das Lied suggeriert damit auch eine Wirtshausatmosphäre in lutherischen Sakralräumen des sechzehnten Jahrhunderts. Dass Luther in den frühen Jahren seiner Auseinandersetzung mit dem Katholizismus auch besonders die „einfachen Leute“ angesprochen hat, stützt diese Interpretation. Viele Bauern beriefen sich beispielsweise 1525 im so genannten „Bauernkrieg“ auf Luther und seine Lehre, auch wenn sich dieser später stark von den „einfachen Leuten“ distanzierte.

Ob nun das Sprecher-Ich Wein oder Bier konsumiert, das Resultat bleibt das gleiche. Fressen und Saufen endet in Lethargie. Selbst in der Übertreibung und Kritik des übermäßigen Konsums kommt der Dichter des Liedes jedoch nicht umhin zu attestieren, dass der Konsument von rauen Mengen Wein oder Bier „guths muths“ ist – jedoch tut er „nichts guts“. Auf Grund der Verbindung von theologischen Elementen mit einer Beschreibung von Konsum operiert die Adaption des Liedes auf zwei Ebenen, die allerdings stärker, als es zunächst scheint, miteinander verbunden sind. Der „feiste“ Doktor hat, so das Lied, in seinem religiösen und persönlichen Leben vorgelebt, dass man Speis und Trank nicht verachten solle. Die Adaption des Lutherliedes zeigt, wie früh-neuzeitliche Akteure gekonnt scheinbar simple Inhalte mit anspruchsvollen Themen verknüpften. So war es möglich, Nicht-Theologen, beispielweise „einfache Leute“, anzusprechen und diese gleichzeitig Kritik an komplexen, religiösen Sachverhalten üben zu lassen. Hierbei waren diese Sängerinnen und Sänger im Wirtshaus natürlich nicht nur passive Rezipienten des Liedes. So veränderten und persiflierten auch illiterate Männer und Frauen Volkslieder.

Die adaptierten Texte verbinden eine Vielzahl von Elementen miteinander. Die Wurst kann sowohl als sexuelles als auch als theologisches Symbol fungieren. Der Alkoholexzess greift eine Thematik auf, die bereits im Mittelalter vorhanden ist, aber bis heute diskutiert wird. Der Verweis auf Bier und Wein suggeriert eine gemütliche Wirtshausatmosphäre, während der ursprüngliche Kontext des Liedes ein kirchlicher ist. Diese Verquickung von Profanem und Kirchlichem, high culture und Alltagskultur, mittelalterlichen Motiven und neuzeitlichen Thematiken macht die Frühe Neuzeit zu solch einer spannenden Periode.

Martin Christ, Oxford

 

Bibliographie:

Erika Heitmeyer: Das Gesangbuch von Johann Leisentrit 1567. Adaption als Merkmal von Struktur und Genese früher deutscher Gesangbuchlieder. St. Otilien 1988.

Lyndal Roper: ‘Martin Luther’s Body: The ‘Stout Doctor’ and his biographers’. In: American Historical Review, April 2010, S. 350-84.

Huldrich Zwingli: Von Erkiesen und Fryheit der Spysen : Von Ergernus und Verböserung : Ob man Gwalt hab die Spysen zuo etlichen Zyten verbieten. Zürich 1522. Faksimile in der Zentralbibliothek Zürich.

Johannes Hass u. E. E. Struve (Hg.): Goerlitzer Rathsannalen. Görlitz, 1870.

Peter Busch: Ausführliche Historie und Verteidigung des allgemeinen evangelischen Kirchenliedes: Erhalt uns Herr bey Deinem Wort. Wolfenbüttel 1735.

Pfälzer Volks(drogen)musik. Zu „En echte Pälzer raacht ken Hasch“ von Kurt Dehn

Kurt Dehn

En echte Pälzer raacht ken Hasch

Schlach mol heit die Zeitung uff
guck mol uff die Seite druff
do bischt iwwerrascht
wie die Jugend hascht
täglich sperrt die Polizei
drei vier Haschmich-Brüder oi
des kummt em grad so vor
als wern die nimmi gloor
ach Gott sin die so dumm
ja, wisst ihr denn warum?

En echte Pälzer raacht ken Hasch...
denn unser Stoff kummt aus de Flasch
ja beim Palzwoi kummt kä Mensch in G´fahr
der schmeckt immer, immer, immer wunderbar

Mensch, was is die Jugend dumm
die bringt sich bald selber um
rennen laut mit Heu
grad ins Unglick noi
fühlen sich im Rausch als Held
zahlen fer den Stoff viel Geld
un merken viel zu spät
wann's ohne nimmer geht
ach Gott ihr liewe Leit
wann wer´n dann die bloß g´scheit?

En echte Pälzer raacht ken Hasch [...]

Besser bloß Oktobertee
als wie Hasch un LSD
des is doch bloß Schit
do mach ich net mit
Opium gar un Heroin
wer des spritzt, der hot en Spleen
en Pälzer bleibt beim Woi
wie kennt des annerscht soi
de Woi geht in's Gemüt
drum sing mit mir des Lied

En echte Pälzer raacht ken Hasch [...]

     [Kurt Dehn: En echte Pälzer raacht ken Hasch. Polydor 1972. 
     Textfassung nach: http://home.arcor.de/diepaelzer1/]

Nach dem unschlagbaren Spitzenreiter Sex/Liebe schätzungsweise am zweithäufigsten wird in Rock und Pop, im Rap, aber auch im Schlager sowie wohl auch in der Volksmusik der Themenbereich Drogen/Alkohol bespielt. Lieder vom Alkoholtrinken gibt es unzählige: einige der gängigsten oder kuriosesten unter ihnen – etwa Roberts Steidls Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen (1922) oder das Bierlied (1978) von Oktoberklub) – wurden bereits im Rahmen der Bambeger Anthologie besprochen, viele weitere von diesen Schätzen wollen noch gehoben werden. Songs, die über den Genuss von und das Leiden an Mariuahana, LSD, Ecstasy, Kokain, Crack, Heroin etc. erzählen, sind bekannterweise auch nicht gerade selten.

Entsprechend finden sich auch zahlreiche Liedtexte, in denen die Gretchenfrage verhandelt wird, ob denn nun – etwa aus gesundheitlichen, moralischen, sozialen, mediativen oder einfach ideologischen Gründen – entweder alkoholische Getränke oder doch etwa die etwas weniger legalen Alternativen zu bevorzugen seien. Ein besonders schönes Beispiel für jene Texterzeugnisse, die die Frage eindeutig zugunsten der Volksdroge Alkohol beantworten, bietet der Pfälzer Volksliedsänger Kurt Dehn (1920-2000) mit En echte Pälzer raacht ken Hasch. Hier wird die Entscheidung ethnisch begründet und der Verzicht auf das Kiffen zur lokalpatriotischen Ehrensache für echte Pälzer erklärt.

Das Sprecher-Ich wendet sich mit dieser Botschaft zuvorderst an das anständige Publikum voller „liewe Leit“, das Marihuanakonsum weniger aus den eigenen Lebensbereichen als vielmehr aus der mediale Berichterstattung kennt und angesichts der unglaublichen Ausmaße dieser Unsitte mit offenbar „täglich […] drei vier Haschmich-Brüder[n]“ im Polizeibericht durchaus schockiert bzw. des Reimes halber zumindest „iwwerrascht“ reagiert. Ein etabliertes wie gereiftes Publikum, das ob dieser windigen „Haschmich-Brüder“ sowie überhaupt der ganzen „Jugend“ nur den Kopf schütteln kann. Dass die hier – also in einer Zeit als es noch keine „Alt-68er“ und auch sonst kaum Kiffopis gab – so heiter pauschal abqualifizierte „Jugend“ mitunter „nimmi gloor“ zu sein oder zu werden scheint, liegt angesichts des ihr unterstellten Drogenmissbrauchs durchaus nahe. Mehr noch aber ist die „Jugend dumm“: und zwar hier nicht bloß deshalb, weil sie die Gefahren der Drogen ignoriert oder sich gar schon Hirnatrophien bemerkbar machen, sondern vor allem deshalb, weil sie verkennt, wie viel besser und überhaupt „wunderbar“ der heimische „Palzwoi“ wirkt.

Gegen diese vaterlandslosen Gesellen wird ein Wir gesetzt, das sich dem rheinpfälzischen Verhaltenskodex verpflichtet fühlt und einvernehmlich „unser[en] Stoff “ vorzieht, um dann nach einigen kräftigen Schlückchen „aus de Flasch“ vom erwähnten Kopfschütteln zum einigen Schunkeln übergehen zu können. Weintrinken gegen Drogen mag sich für manchen sogar noch besser anfühlen als Biertrinken für den Regenwald (vgl. Henryk M. Broder: Saufen für die Gorillas); zumindest ist hier versprochen, dass „de Woi“ ordentlich „in’s Gemüt“ gehe, und abschließend der enthemmte Chorgesang des Refrains in Aussicht gestellt.

In den Strophen wird weiter eifrig auf die anderen Drogen geschimpft: weil auch sie enthemmen und man sich „im Rausch als Held“ selbstüberschätzt, weil sie „viel Geld“ kosten, uns weil sie unmerklich in die Sucht führen. Die Argumente gegen „Hasch un LSD“ („do mach ich net mit“) sowie „Opium gar un Heroin“ („wer des spritzt, der hot en Spleen“) kommen aus Gründen der Reimpflicht nicht als die allertrifftigsten daher – und doch wird sich darum bemüht, den aufklärerischen Gestus aufrecht zu erhalten. Wer zu Drogen greift, „bringt sich bald selber um“.

In sauberer Opposition zu diesem „Schit“ steht der Wein, welcher liebevoll als „Oktobertee“ verharmlost doch keineswegs ungesund wirken könne. Durch ihn „kummt kä Mensch in G’fahr“. Während hinsichtlich der gefährlichen Drogen auf die Probleme, „wann’s ohne nimmer geht“, hingewiesen wird, mundet der Wein „immer, immer, immer“, also morgens, mittags und abends, bei guter Stimmung sowie auch bei Kummer und Niedergeschlagenheit und Stress.

Dieser bedingungslose Einsatz für die Erzeugnisse der Deutschen Weinstraße ist typisch für den „echte Pälzer“ Kurt Dehn – was sich schon beim oberflächlichsten Blick auf seine anderen Gassenhauer leicht erkennen lässt: Ich geh in mei Palz un trink Wei (1954), Der schönste Verein ist der Winzerverein („do gibt’s auch keen Vorstand der große Rede schwingt, / do wird bloß getrunke bis alles fröhlich singt“), Ein Fässel im Keller („un en Frausche im Haus“), Mein Schlüsselloch („und ganz ironisch fragt sie dann, ob ich scho kumm“), Ich hab heut Abend wieder Sitzung („in derer Sach hab ich zu melde“), Saumagenlied („ […] und Woi“: https://www.youtube.com/watch?v=RIC_1Z_UawY), Die Promille („am beste is‘, wir lege alle Autos still, / do wird getrunke und gebloße auf Promill“), Beim Dämmerschoppen, Weinstraßenlied, Wann in dem gross’n Himmel bloss a kläne Wirtschaft wär, Im Himmel is ken Worschtmarkt mehr („beim Petrus gibts keen Woi“), Ja der Riesling is mein Lieblingswein („bloß soll des holt en Pälzer sei“), Im größten Fass der Welt („da lässt’s sich leben […] beim Saft der Reben“, Pfälzer Metzelsupp („und dut die Wutz auch greische, das mecht uns gar nichts aus / en Gläßl Woi zu trinke […]“) usw.

Die Grundmotive heißen immer wieder variiert: Pfalz, Wein, Bürgerlich- und Glückseligkeit. Auf Wikipedia heißt es, Dehns Lieder seien „bekannt dafür, in geselliger Runde für gute Laune zu sorgen“; als Beispiel für jene, die „aber durchaus auch (selbst-)kritische Zeilen“ aufweisen, wird zuvorderst En echte Pälzer racht ken Hasch angeführt. Freilich mag man, nachdem sich in den vergangenen Jahrzehnten ein gewisses Konzept der Alkoholkrankheit etablieren konnte, Lieder, die mit „kritische[n] Zeilen“ aufwarten und damit – bei aller auch hier doch erkennbaren Ironie – auf eine breite Zustimmung oder gar das sogenannte gesunde Volksempfinden abzielen, heute etwas anders schreiben. Ohne dass man ihm unterstellen könnte, dass ihn „gesundes Volksempfinden“ und dergleichen interessieren würden, empfahl Helge Schneider, der laut eigener Aussage früher selbst für längere Zeit zu den erwähnten „Haschmich-Brüder[n]“ gehörte, 2003 „lieber die Möhrchen“ (Helge Schneider: Helges Mörchen-Lied). In der guten alten Zeit war es halt wenigstens noch der „Woi“.

Martin Kraus, Bamberg

Heimat-, Trink-, Jäger- und Liebeslied. Hermann Löns‘ „Auf der Lüneburger Heide“

Hermann Löns

Auf der Lüneburger Heide

1.
Auf der Lüneburger Heide, in dem wunderschönen Land,
ging ich auf und ging ich nieder, allerlei am Weg ich fand.
Valleri, vallera, (juchhe) und juchheirassa und juchheirassa!
Bester Schatz, bester Schatz, denn du weißt, du weißt es ja.

2.
Brüder, lasst die Gläser klingen, denn der Muskatellerwein
wird vom langen Stehen sauer, ausgetrunken muß er sein.
Valleri, vallera, (juchhe) und juchheirassa und juchheirassa!
Bester Schatz, bester Schatz, denn du weißt, du weißt es ja.

3.
Und die Bracken und die bellen, und die Büchse und die knallt,
rote Hirsche woll'n wir jagen in dem grünen, grünen Wald.
Valleri, vallera, (juchhe) und juchheirassa und juchheirassa!
Bester Schatz, bester Schatz, denn du weißt, du weißt es ja.

4.
Ei du Hübsche, ei du Feine, ei du Bild wie Milch und Blut,
unsre Herzen woll'n wir tauschen, denn du glaubst nicht, wie das tut.
Valleri, vallera, (juchhe) und juchheirassa und juchheirassa!
Bester Schatz, bester Schatz, denn du weißt, du weißt es ja.

 

Hermann Löns

Als jugendliche Sänger des wohl bekanntesten aller Heidelieder haben wir uns gefragt, was denn der „beste Schatz“ so wissen mochte. Die manchmal ins (Heide-)Kraut schießenden Fantasien will ich hier den Lesern ersparen. Sicherlich wusste es Hermann Löns (geboren am 26. August 1866), als er das Gedicht schrieb. Ich weiß es bis heute nicht. Anzunehmen ist, dass Löns, wo immer er die Heide bedichtete, voller Liebe zur Naturlandschaft der Heide war, sei es auf seinen Wanderungen „auf der Lüneburger Heide“ oder in Hannover, wo Löns Journalist und später zeitweise Chefredakteur war, oder schon in Walsrode im Wirtshaus seines Onkels. Jahre später (1901) gehörte er zu den zwölf Gründern des Heimatbundes Niedersachsen, 1906 wurde er Leiter der Staatlichen Stelle für Naturpflege in Preußen und 1911 war er Mitbegründer des „Heideschutzparks“ am Wilseder Berg, aus dem dann der Naturpark Lüneburger Heide hervorging, der ältesten Einrichtung dieser Art in Deutschland (ausführliche Löns-Biographie s. u. a. hier). Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Löns, 46jährig, an die Front. Er starb bei einem Sturmangriff am 26. September 1914 in der Nähe von Reims.

Löns_Heide

Entstehung

Doch zurück zum Lied. Der Titel und die beiden ersten Zeilen stammen, wie Löns im Sammelband Mein braunes Buch schreibt, aus einem von ihm während seiner Göttinger Studentenzeit gehörten „frechen Strolchlied“, das ihm „nicht aus dem Kopf will“:

Auf der Lüneburger Heide
ging ich auf und ging ich unter.
Bruder, pump mir deine Kleine,
denn die meine ist nicht munter.

Löns selbst bezeichnete viele seiner Gedichte, die 1911 in Der kleine Rosengarten erschienen, als Lieder. Tatsächlich waren viele seiner „Rosengarten-Reime“ vertont worden – von dem Musikpädagogen Fritz Jöde (der auch den Kanon Abendstille überall komponierte), dem Operettenkomponisten Eduard Künneke u. a. Die heute noch gesungene Melodie unseres Heideliedes wurde 1912 von Ludwig Rahlfs (1863-1950) komponiert, zu jener Zeit Organist in Walsrode, dem Sitz des heutigen Löns Museums. Löns und Rahlfs sind sich dem Vernehmen nach nie begegnet.

Die Mehrheit der im Schendel-Archiv (www.deutscheslied.com) vorhandenen Liederbücher weist 1911 als Entstehungsjahr des Liedes aus. Dagegen kündigt Löns bereits in einem Brief von Mai 1910 an die Balladendichterin Lulu von Strauß und Torney das Erscheinen eines Gedichtbands mit bereits geschriebenen über 100 „Liedern“ an, des späteren Kleinen Rosengartens, in dem auch Auf der Lüneburger Heide enthalten ist.

Interpretation

Schaut man sich die vier Strophen dieses Heidelieds an, stellt man fest, dass drei Liedarten darin enthalten sind. Ein Liebeslied im ersten und letzten Vers, ein Trinklied im 2. und ein Jägerlied im 3. Vers. Es scheint, als hätte Löns dem Motto „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen gefrönt. Wahrscheinlich sind ihm, als er in der „Lüneburger Heide auf und nieder“ ging, verschiedene Gedanken durch den Kopf gegangen, und er hat seine Liebe zur „wunderschönen“ Heide, zum Wein, zur Jagd, zu Frauen in diesem Lied zusammengefasst.

Was er bei seinen Spaziergängen „allerlei am Weg“ fand, erfahren wir nicht. Vielleicht fand er Tierspuren oder Vogelfedern; eventuell verweist „fand“ auch auf das, was er auf seine Wegen gesehen hat, z.B. Birken oder Birkhähne (vgl. sein Lied Alle Birken grünen in Moor und Heid‘, worin es heißt „jeder Birkhahn kollert und tollt“). Aber Löns ist sich gewiss, sein Schatz, der „weiß es ja“.

In Erinnerung an seine Studentenzeit als Mitglied in Studentenverbindungen in Greifswald und später in Göttingen fordert Löns in der zweiten Strophe seine Trinkkumpanen („Brüder“) auf, anzustoßen und ihre Gläser auszutrinken, weil der Wein sonst vom langen Stehen sauer werden könnte. Die Aussage, dass der Weißwein mit dem Muskatgeschmack („Muskateller“) vom „langen Stehen sauer“ werden kann, ist zwar grundsätzlich richtig, denn dies ist eine bekannte und einfache Methode, Essig herzustellen. Hier jedoch ist hier klar, die Begründung dient eher dem Verlangen, in fröhlicher Runde ordentlich zu picheln. Das erinnert an den in einigen Regionen Norddeutschlands bekannten, vielleicht auf einem Feuerwehrfest entstandenen, Saufspruch: „Hermann Löns, die Heide brennt – Was soll man da machen? – Löschen, löschen, löschen!“. Hermann Löns, die Heide, Heide brennt wird noch heute bei Festivitäten im westlichen Niedersachsen nach dem Refrain der Melodie Yellow Submarine gesungen (s. hier).

Auch in der zweiten Strophe wird nicht gesagt, was der Schatz weiß; eventuell wünscht sich der Sprecher Löns – oder sollte er es sogar wissen? -, dass sein Schatz Verständnis dafür haben soll, dass Löns gern dem Wein zuspricht und, wie man weiß, nicht nur in kleinen Mengen.

Löns Jagdleidenschaft wird in der dritten Strophe deutlich. Er erfreut sich am Bellen der Jagdhunde (Bracken sind Stöber- und Verfolgungshunde, die normalerweise „auf der Spur“ nicht bellen, sondern nur für die nachfolgenden Jäger Laut geben, (vgl. hier) und dem Knallen der Jagdflinten (der „Büchsen“). Er, der gern auch auf Niederwild „ging“, möchte hier „im grünen Wald“ mit seiner Jagdgesellschaft („wir“), vermutlich mit Hilfe von Treibern und den „Bracken“, Rotwild jagen und sogar Hirsche schießen. Auch hier bleibt dem Leser dieser Strophe bzw. dem Hörer des Liedes überlassen, den Sinn des Verses „ Bester Schatz, bester Schatz, denn du weißt, du weißt es ja“ zu ergründen.

In der vierten Strophe macht der Dichter seinem Schatz schöne Worte, umschmeichelt ihn mit „Ei du Hübsche, ei du Feine, ei du Bild wie Milch und Blut“. Vielleicht hat er dabei an seine damalige Ehefrau Elisabeth gedacht, von der allgemein als der „schönen Else“ gesprochen wurde. „Milch und Blut“ als Metapher für ein nicht sonnengebräuntes Gesicht mit roten Wangen und Lippen galten bereits in der höfischen Minnelyrik (beispielsweise bei Walther von der Vogelweide) als Zeichen der weiblichen Schönheit und Gesundheit. Auch der Komponist vieler Volkslieder, Friedrich Silcher, greift 1837 in Rosenstock, Holderblüt eines unbekannten Dichters das Bild auf: „Gsichterl wie Milch und Blut, s Dirndl ist gar so gut“.

Eventuell hat Löns eine andere junge Frau umworben, mit der er die „Herzen tauschen“ möchte. Zusätzlich versucht er, ihr das Angedeutete, das wohl mehr als eine Schmuserei ist, schmackhaft zu machen: „denn du glaubst nicht, wie das tut“; gemeint ist: wie gut das tut. Auch hier heißt es erneut: „Bester Schatz, du weißt es ja“. Der sprachliche Widerspruch zur werbenden Aussage „denn du glaubst nicht, wie das tut“ hebt sich auf, geht man davon aus, dass die junge Frau nicht ganz unerfahren war. Offen bleibt, ob das Bemühen Löns‘ – wie so manches Mal – auch hier erfolgreich war.

Rezeption bis 1945

Besonders nach der Vertonung durch Ludwig Rahlfs und durch die Veröffentlichung im Kleinen Rosengarten wurde die „Regionalhymne der Heide“ weiten Bevölkerungskreisen bekannt. Ab 1914 tauchte das Lied in den Kriegsliederheften und Tat-Feldpostheften des Diederichs Verlags mit Auflagen von bis zu 20.000 auf. Nach dem Soldatentod von Löns im September 1914 an der Westfront stiegen die Auflagen: Der Lieder-Gedichtband erreichte bereits 1917 eine Auflage von 23.000, die 1933 auf 105.000 anstieg.

Löns_Der kleine Rosengarten

Während das Lied im Standardwerk der Jugend- und Wandervogelbewegung, dem Zupfgeigenhansl, nicht vertreten war, erlebte es in einem der auflagenstärksten Liederbücher vor 1933, dem Jugend Lieder Buch des Arbeiterjugend-Verlags (500.000) weiterhin eine enorme Verbreitung. Von den anderen Liederbüchern aus dieser Zeit seien nur der Kuriosität halber Das Deutsche Marineliederbuch (1931) und das Liederbuch des Erzgebirgsvereins (1932) angeführt.

Bei den Nationalsozialisten, die Löns seit 1933 aufgrund seiner ihm nachgesagten völkischen Ansätze für ihre Ideologie vereinnahmten, stieg die Popularität des Heidelieds weiterhin an. Mehrere Liederbücher verschiedener NS-Organisationen, vom Reichsarbeitsdienst über die SA bis zur Hitlerjugend, nahmen das Lied ebenso auf wie viele Schulbücher. Bereits 1934 weist das Liederbuch für die Hitlerjugend Uns geht die Sonne nicht unter eine Auflage von 451.000 bis 500.000 aus (Dank an Hubertus Schendel, Archiv www.deutscheslied.com ).

Aber auch Der kleine Rosengarten führte mit einer Auflage von rund 200.000 zwischen 1934 bis 1939 nicht gerade ein Nischendasein; eine zusätzliche Feldpostausgabe erreichte 1943 170.000. Hinzu kamen seit 1939 zahlreiche Liederbücher für Soldaten, z. B. eines aus dem Jahr 1939 mit dem bezeichnenden Titel Morgen marschieren wir. Und dass sich nach dem 4/4 Takt des Liedes gut marschieren ließ, hatten schon 1925 die nationalen jungdeutschen Ordensleute (Liederbuch des jungdeutschen Ordens) festgestellt.

Rezeption nach 1945

Nach 1945 war die Beliebtheit des Heidelieds ungebrochen. Waren es in den ersten Jahren nur wenige Liederbücher – vermutlich wegen der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten -, die das Lied aufnahmen, so wurde das Lied geradezu (west-)deutschlandweit berühmt, nachdem es 1951 in einem der ersten und erfolgreichsten deutschen Heimatfilme, Grün ist die Heide, von Kurt Reimann, Hans Richter und Ludwig Schmitz gesungen wurde. In einem völlig anderen Film, aber mit dem gleichen Titel, sang 1972 Roy Black ebenfalls das Heidelied.

Die Filme trugen dazu bei, dass in vielen Regionen, von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, vom Rheinland und Saarland bis hin nach Österreich Unmengen von Liederbüchern mit dem Lied Auf der Lüneburger Heide herauskamen. Abgesehen von zahlreichen allgemeinen Gebrauchsliederbüchern und Schulbüchern wurde das Lied auch von der Turnerjugend, der Jugend des Deutschen Fußballbundes und der Bergsteigerjugend (!), von Wanderern, Pfadfindern und Wandervögeln, in christlichen und parteipolitischen Kreisen (von Falken bis zur FDJ) gesungen.

Erstaunlich ist, dass es keine Aufnahme in der Mundorgel fand, dem Liederbuch mit der höchsten Auflage (bis 2013 Textauflage über 10 Millionen; Text und Noten 4 Millionen). Auch in bedeutenden Liedersammlungen, wie dem zweibändigen Werk mit fast 600 Liedern Deutsche Lieder des Musikwissenschaftlers und Volksliedforschers Hans Klusen oder dem Großen Buch der Volkslieder taucht es nicht auf.

So gern wie „unser“ Heidelied neben Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein, und das heißt Erika (Text und Melodie: Herm Niel) gesungen wurde und wird, so weisen die zahlreichen Veröffentlichungen von Tonträgern im Deutschen Musikarchiv – rund 150 Schallplatten und CDs in den vergangenen 50 Jahren – darauf hin, dass es in allen Bevölkerungskreisen auch immer wieder gern gehört wurde und wird. Zu den bekannten Interpreten gehören Roy Black (dem 1980 die Hermann Löns Medaille verliehen wurde) Heino, Tony Marshall, Vico Torriani, Rudi Schuricke und Willy Schneider sowie die Opernsänger Rudolf Schock und Hermann Prey und viele Chöre wie der Kölner Kinderchor oder der Montanara Chor. Instrumental wurde es häufig intoniert von Musikkorps der Bundeswehr, aber auch von den Orchestern Max Gregor und James Last.

Eine originelle Version, nicht für jeden Geschmack, brachte die slowenische Post-Industrial-Band Laibach 1988 mit einer verfremdeten ersten und dritten Strophe heraus (Ausschnitt hier).

Detlef Kasten, von der Sondersammlung Löns der Stadtbibliothek Hannover verdanke ich den Hinweis auf Band 1 der von Friedrich Castelle (1879–1954) 1923 herausgegebenen acht Bände: Hermann Löns, Sämtliche Werke. Das folgende Gedicht, gereimt wie die Version von Mai 1910, ist zum ersten Mal 1911 im Roman Das zweite Gesicht veröffentlicht worden.

 Auf der Lüneburger Heide geht der Wind die kreuz und quer
auf der Lüneburger Heide jag ich hin und jag ich her

An die hundert grüne Jünger werden nicht des Lebens froh
denn Passup so heißt mein Leithund und mein Schweißhund heißt Wahrtoo.

Wenn die lauten Hunde jagen, fährt der Fuchs zum Baue ein
und in jedem dritten Dorfe ist ein wacker Mädchen mein.

Heute die und morgen jene heut ein Rehbock, dann ein Hirsch
Rosen blühn in jedem Garten überall ist frei die Pirsch.

 Georg Nagel, Hamburg

Der Wunsch, ein Fischlein zu sein. Zu „Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär“ von Willy Schneider (Text: Heinz Böninghausen)

Willy Schneider (Text: Heinz Böninghausen)

Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär 

Wie oft schon hab' ich am Rheine gedacht:
Kinder wie wäre das schön,
wenn überraschend so ganz über Nacht,
zu mir ein Zauberer käm‘.
Er hielt seinen Zauberstab dann über mich,
mit Hokus und Pokus und so,
und eins, zwei, drei wär ich ein munterer Fisch
und schwämme im Rhein irgendwo.

Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär,
ja dann möcht ich so gern ein Fischlein sein.
Ei, wie könnte ich dann saufen,
braucht keinen Wein zu kaufen,
denn das Fass von Vater Rhein würd niemals leer!

Wäre ich aber den Rheinwein mal leid,
schwämme zur Mosel ich hin
und bliebe dort dann für längere Zeit,
Weil ich ein Weinkenner bin.
Doch wollt ich so gerne woanders noch sein,
so macht ich 'ne Spritztour zur Ahr
und fände mich schließlich am Rhein wieder ein,
weil das ja der Ausgangspunkt war.

Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär,
ja dann möcht' ich so gern ein Fischlein sein.
Ei, wie könnte ich dann saufen,
brauchte keinen Wein zu kaufen,
denn das Fass vom Vater Rhein würd' niemals leer.

     [Willy Schneider: Wenn das Wasser im Rhein gold'ner Wein wär'. Polydor 1951.]

Der Kölner Heinz Böninghausen hat in der ersten Strophe des Liedes beschrieben, wie er auf den Text gekommen ist. Bei Spaziergängen am Rhein träumt er vor sich hin, denkt an seine Kinderzeit, wie im Märchen eine Fee oder ein Zauberer einen Menschen in ein Tier verwandelt hat. Und er wünscht sich, dass nachts ein Zauberer käme und ihn mit einem Zauberspruch ‚Hokus Pokus und so‘ (nach meiner Erinnerung müsste es weitergehen „…Fidibus, dreimal schwarzer Kater“; s. auch Wikipedia)  in einen ‚munteren Fisch‘ verwandeln würde, der dann ‚irgendwo im Rhein schwämme‘.

Der Text ist Mitte 1950 entstanden; 1950 war noch kein Jahr des Wirtschaftswunders, jedoch folgte der Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung im Mai 1948 die Abschaffung der letzten Lebensmittelkarten (für Zucker) am 30. April 1950. Es ging wirtschaftlich aufwärts; die Regale der Läden füllten sich, nicht nur wie 1948/49 nach der Währungsreform mit Waren für die Grundbedürfnisse, sondern auch mit „echtem Kaffee“, wie man damals sagte, und es gab sogar Südfrüchte zu kaufen. Sang Bully Buhlan 1948 noch Ich hab so Sehnsucht nach Würstchen mit Salat, durfte man in der Bundesrepublik ab 1950 von besseren Zeiten singen. Man fuhr mit seiner Lisa zum schiefen Turm nach Pisa oder hoffte bei Capri die rote Sonne im Meer versinken zu sehen. „De kölsche Jung“ Böninghausen blieb jedoch bodenständig, dachte an die nächste Karnevalsession, ans Singen, Schunkeln, ans Trinken und an Büttenreden.

Waren die großen Karnevalsfeiern von 1940 bis 1945 wegen des Zweiten Weltkriegs ausgefallen, so war nach der Aufhebung des alliierten Verbotes 1948 für die fünfte Jahreszeit „de Sach op de Reih“. Noch im selben Jahr erschien Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien; 1949 folgte Wer soll das bezahlen und 1950 Der schönste Platz ist immer an der Theke. Und der „Weinkenner“ Böninghausen, gerade in ein Fischlein verwandelt, stellt sich vor, wie er ‚Wein saufen könnte‘, ohne dafür zu bezahlen („brauchte keinen Wein zu kaufen“), „wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär“. Dabei mag er die Bibelstelle im Sinn gehabt haben, nach der Jesus sein erstes Wunder vollbrachte, indem er auf der Hochzeit zu Kana in Galiläa Wasser in Wein verwandelte (Johannes 2, Vers 1 bis 11).

Da man ja nicht immer Rheinwein trinken mag – variatio delectat -, denkt der Weinkenner Heinz Böninghausen auch an die Mosel- und Ahrweine. Als Fischlein schwimmt er rheinaufwärts und biegt dann bei Koblenz rechts ab in die Mosel. Nachdem er sich da ausgiebig („für längere Zeit“) am köstlichen „Tropfen“ mit den oft höheren Oechslegraden gelabt hat, treibt das nicht näher beschriebene Fischlein erst die Mosel hinunter, landet vorübergehend in den Rhein und macht dann einen kurzen Abstecher („‘ne Spritztour“) nach links, um dann auch noch den Ahrwein zu kosten. Schließlich zieht es es wieder flussabwärts zum Rhein und dann nach Köln, zum „Ausgangspunkt“, wo alles anfing.

Vermutlich haben der Texter Heinz Böninghausen und Werner Stamm, der Solinger Polizeikapellmeister und Komponist, zusammengesessen und beim „halwen Schäppchen“ über den Text gesprochen. Dann hat Werner Stamm (1912-1993) noch 1950 die Melodie zu einem karnevalgerechten Schunkelwalzer geschaffen. Noch im selben Jahr wurde das Wasser-Rhein-Wein-Lied vom Kölner Bass-Baritonsänger Willy Schneider auf zahlreichen Karnevalsveranstaltungen gesungen. Auch mit Hilfe des Funkhauses Köln des NWDR sowie durch die Aufnahme in das weitverbreitete Arkadia-Liederheft Nr.16 (Sikorski Verlag 1950) Dein schönstes Lied wurde der Schunkelwalzer zu einem der erfolgreichsten Karnevalsschlager.

Während „der Sänger von Rhein und Wein“, Willy Schneider, weitere Erfolge mit Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein, Wir kommen alle, alle in den Himmel und anderen Schlagern hatte, sogar 1960 eine der ersten Goldenen Schallplatten in der BRD erhielt, konnte das Duo Stamm/Böninghausen erst 1969 mit Man müsste nochmal zwanzig sein wieder einen durchschlagenden Erfolg feiern.

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit ist das Wasser-Wein-Motiv bekannt. Einen Disput zwischen Wasser und Wein hat Hans Sachs (1494-1576), der Nürnberger Meistersinger, in dichterischer Form dargestellt. Es ist ein Streit zwischen Vernunft und Genussstreben, bei dem das Wasser als eine der Voraussetzungen für den Wein(-bau) die Oberhand behält. Ein geschäftstüchtiger Wirt schenkt nicht reinen Wein ein, sondern panscht den Wein und führt so beide wieder zusammen. Im Laufe der Jahrhunderte ist ‚jemandem (keinen) reinen Wein einschenken‘ zu einer geläufigen Redensart geworden. Beim Sammeln deutschsprachiger Lieder für ihre Sammlung Des Knaben Wunderhorn sind die Romantiker Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842) rund 250 Jahre später auf das Gedicht  Vom Wasser und vom Wein gestoßen:

Ich weiß mir ein Liedlein, hübsch und fein,
Wohl von dem Wasser, wohl von dem Wein,
Der Wein kanns Wasser nit leiden,
Sie wollen wohl alleweg streiten.

[…]

Da sprach der Wein: Und du hast Recht,
Du bist der Meister, ich bin der Knecht,
Das Recht will ich dir lassen,
Geh du nur deiner Straßen.

Das Wasser sprach noch: Hättst du mich nicht erkannt,
Du wärst sogleich an der Sonn verbrannt! –
Sie wollten noch länger da streiten, –
Da mischte der Gastwirt die beiden.

Der deutsch-baltische Dichter Albert Graf von Schlippenbach (1800-1886) schuf 1830 auf eine vermutlich ostpreußische Volksweise das bis heute bekannte Trinklied Ein Heller und ein Batzen. Wein kostete zur der Zeit das 32-fache eines ½ Pfennigs, eines Hellers. Von den fünf Strophen sei hier nur die erste angeführt:

Ein Heller und ein Batzen,
die waren beide mein, ja, mein.
Der Heller ward zu Wasser,
der Batzen ward zu Wein, ja Wein.

Im Vergleich zum weiter oben beschriebenen Wunder hatte Till Eulenspiegel eine andere Methode, Wasser in Wein zu verwandeln. Der Schwank Till macht Wasser zu Wein (~ 1550) erzählt davon, wie Till in Lübeck bei einem betrügerischen Wirt listig eine Kanne Wasser mit einer Kanne Wein vertauscht. Da bis etwa 1800 Wein mit Wasser verdünnt wurde, verwundert es nicht, dass auch Goethe (1749-1832) sich angeblich in Auerbachs Keller einen Reim darauf machte:

Wasser allein macht stumm,
das beweisen im Wasser die Fische,
Der Wein allein macht dumm,
das beweisen die Herren am Tische,
Daher, um keines von beiden zu sein,
trink‘ ich Wasser vermischt mit Wein.

Auch in Redewendungen und Sprichwörtern zeigt sich das Wasser-Wein-Gegensatzpaar. Von Lessing (1729–1781) stammt der Spruch „Wein ist stärker als Wasser / das gestehn auch seine Hasser“ und die Redensart ‚Öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken‘ ist auf einige Verse aus dem ersten Kapitel von Heinrich Heines (1797-1856) Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen (1840) zurückzuführen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts prägte Victor Hugo (1802–1885) die noch heute bekannte Redensart: ‚Gott schuf das Wasser, der Mensch den Wein‘, während der Spruch „Der ist nicht Wert des Weines, / der ihn wie Wasser trinkt“ dem Schriftsteller und Slawisten Friedrich von Bodenstedt (1819–1892) zugeschrieben wird. Der Vater von Joachim Ringelnatz, der sächsische Humordichters Georg Bötticher (1849-1918), schuf 1900 ein vollständiges Gedicht Vom Wein und Wasser, nach dem die Germanen „Wein mit Gemüt“ tränken, „aus Durst nur die kühlen Hellenen“.

Das Wasser-Wein-Motiv wurde auch von verschiedenen Musikgruppen aufgegriffen. So war in der DDR ab 1977 der Rocksong Wasser und Wein mit den Puhdys populär, getextet von Kurt Demmler (1943–2009), einem der bedeutendsten Liedermacher und Songtexter der DDR (u. a. Texte für Nina Hagen und Karat), komponiert von Michael Heubach (geb. 1950), einem ehemaligen Rockmusiker in diversen DDR-Bands und Entdecker von Nina Hagen als Sängerin:

Jeder Tag ist offen wie ein Krug
und am Morgen leer, dass man ihn füllt.
Hat man ihn am Abend voll genug
wird der Durst der Träume gestillt.

Einer schenkt Wasser,
einer schenkt Wein
tagtäglich sich ein.
Einer schenkt Wasser,
einer schenkt Wein
tagtäglich sich ein.

[…]

Und 2013 brachte die Folkgruppe Liederjan ein Vierfachalbum mit dem Titel Wasser und Wein heraus. Der Refrain des Liedes Wenn das Wasser im Wein goldner Wein wär wurde von dem Wormser Bildhauer Gustav Nonnenmacher 1983 in seinem Winzerbrunnen versinnbildlicht:

WinzerbrunnenWorms, Fußgängerzone Kämmererstraße, Reliefauszug: Wenn das Wasser im Rhein goldener Wein wär

Das Originallied ist, seitdem es 1950 das erste Mal gesungen wurde, bis heute beliebt geblieben (vgl. die rund 50 Videos bei Youtube aus den letzten 10 Jahren). Das Deutsche Musikarchiv in Leipzig weist über 50 Tonträger mit dem Lied aus. Erfolgreichster Interpret war der mit der höchsten Kölner Karnevalsauszeichnung, der Willi-Ostermann-Medaille, ausgezeichnete Willy Schneider, der (s. o.) bereits 1960 für sechs Millionen verkaufte Schallplatten (Lieder vom Rhein) eine Goldene Schallplatte erhielt, der später fünf weitere folgten, 1975 gekrönt durch Gold mit Brillanten. Aufgegriffen wurde der Schunkelwalzer auch vom großen Karnevalsbarden Jupp Schmitz und dem Schlagersänger Fred Bertelmann, vom Showmaster und Schauspieler Heinz Schenk sowie von diversen Chören. Im Ruhrgebiet, der Heimat vieler Biermarken, ist 1996 eine punkige Bearbeitung der Gruppe Die Kassierer bekannt geworden mit dem Refrain:

Wenn das Wasser der Ruhr blondes Pils wär,
ja dann möchte ich so gern ein Entlein sein
ei, wie könnt ich dann saufen, brauchte kein Bier zu kaufen,
denn das Fass von Mutter Ruhr wird niemals leer.

Als Metal-Version war 2001 das Original auf der CD Wasser. Das blaueste Album der Welt von Tom Angelripper zu hören. Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär‘ ist nach wie vor ein im Karneval, speziell in Köln, beliebter Schunkelwalzer, der sich z. B. in den Liederbüchern Kölsche Lieder und Sing doch eine met XXL findet. Aber dass das Lied mehr ist als ein Karnevalsschlager, zeigt die Aufnahme in einige Sammlungen ohne Karnevalsbezug: Dein schönstes Lied, Das frohe Rhein-Liederbuch und Heimatmelodien sowie die Readers Digest 4 CD-Box mit dem Titel Volksmusik. Auch heute noch wird es auf touristischen Rheinfahrten, z. B. mit dem Dampfer „Willy Schneider“, und bei Vereinsausflügen im und ins Rheinland gern gesungen und manchmal wird auch dazu geschunkelt. Angesichts der Verschmutzung des Rheins könnte heute geträumt werden: „Wenn das Wasser im Rhein wieder rein wär‘“.

Georg Nagel, Hamburg